Lieferschwierigkeiten Hauptgrund für erneut rückläufigen Markt – Elektrifizierte Fahrzeuge legen zu – 2023 leichtes Plus zu erwarten
Die Automobilwirtschaft hat erneut ein schwieriges Jahr hinter sich. Die Zahlen dazu hat die österreichische Automobilwirtschaft – Automobilimporteure und Fahrzeughandel – heute gemeinsam mit der Statistik Austria im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt.
Dr.
Peter Laimer, verantwortlich für die Kfz-Statistik bei Statistik Austria:
„Insbesondere hohe Preise, die Energiekrise und Folgen der Corona-Pandemie
haben auch im Jahr 2022 den Automarkt maßgeblich beeinflusst. Im Vergleich zum
Vorjahr gingen die Pkw-Neuzulassungen erneut zurück. Mit 215.050 Pkw wurden
2022 um ein Zehntel weniger Autos neu zum Verkehr zugelassen als im Jahr 2021“,
so Laimer. Gegenüber dem Vorpandemiejahr 2019 (329.363 Pkw-Neuzulassungen) sind
das um mehr als ein Drittel weniger Neuzulassungen. „Während die
Zulassungszahlen von Benzinern und vor allem von Diesel-Pkw zweistellige
Rückgänge aufwiesen, fiel die Abnahme der mit alternativen Kraftstoffen betriebenen
Pkw mit 88.368 Fahrzeugen geringer aus (-1,9 Prozent)“, erläutert Laimer
weiter. Die ausschließlich elektrisch betriebenen Pkw konnten um 2,4 Prozent
auf 34.165 Fahrzeuge zulegen. „Neuzulassungen einspuriger Kfz setzten die
rückläufige Entwicklung fort und lagen mit 43.651 Fahrzeugen um 2,4 Prozent
unter dem Vorjahreswert“, so Laimer weiter. „Die Lkw-Neuzulassungen insgesamt
erreichten aufgrund der NoVA-Einführung für leichte Nutzfahrzeuge ab Mitte 2021
einen neuen Höchstwert (62.561), der aber im aktuellen Berichtsjahr 2022 mit
25.200 Stück wieder deutlich unterschritten wurde
(-59,7 Prozent)“, führt Peter Laimer abschließend aus.
Kerle: Talsohle könnte 2023
durchschritten werden
Günther Kerle, Sprecher der
österreichischen Automobilimporteure,
nannte in erster Linie die Nachwirkungen der Corona Pandemie, die Lieferschwierigkeiten
nicht zuletzt aufgrund des Angriffskrieges auf die Ukraine sowie die hohe
Inflation und damit verbunden eine abschwächende Konjunktur als Gründe für den
Einbruch am Automarkt.
„Waren die ersten Monate des vergangenen Jahres noch
durch eine gute Nachfrage im Autohandel geprägt, so wurde diese im Laufe des
Jahres durch die Kaufzurückhaltung der Kunden bedingt durch die hohe Inflation
getrübt. Speziell die extremen Teuerungen beim Strom und bei den Treibstoffen
führten zu einer weiteren Verunsicherung bei allen Kaufinteressenten. Dass die
Einführung einer neuen CO2-Steuer im zweiten Halbjahr die Situation
im Automobilhandel weiter verschärft hat, braucht nicht extra betont zu werden.
Österreich ist nun hinter Belgien das zweitteuerste Land in Europa in Bezug auf
die Besteuerung von Pkw“, so Kerle.
Es gäbe aber stabile Signale, dass sich die
Lieferengpässe in der Zulieferindustrie in den nächsten Monaten wesentlich
verbessern und mit einer stabilen Produktion in den Herstellerwerken gerechnet
werden könne. Das seien jedenfalls gute Vorzeichen dafür, dass mit dem Jahr
2022 die Talsohle des Automobilmarktes durchschritten werden könne. Aufgrund
der schwierigen Rahmenbedingungen rechne man aber nur mit einem überschaubaren
Plus des Gesamtmarktes für 2023.
„Elektrifizierung, Vernetzung und automatisiertes Fahren sind
nach wie vor die Schlagwörter der Zukunft in der Automobilindustrie. Wichtig sind
dabei eine technologieoffene Forschung und Entwicklung, um Innovationen
sicherzustellen und den Standort zu stärken. Das beherrschende Thema für die
Automobilindustrie sind jedenfalls die strengen Klimaschutzziele mit den
Bestrebungen, den CO2-Ausstoß des Verkehrssektors signifikant zu
senken. Alle Hersteller setzen auf elektrifizierte Antriebe und Zero
Emissionen-Fahrzeuge, um die strengen CO2-Vorgaben der EU zu
erfüllen“, führte Kerle aus.
Edelsbrunner: Fallende Stückzahlen
problematisch für Handel und Werkstätten
„Die
Pkw-Neuzulassungen liegen weit unter dem Vorkrisenniveau. Auf das gesamte Jahr
betrachtet fehlen rund 100.000 Pkw pro Jahr im bundesweiten Vergleich – das ist
rund ein Drittel aller Neuzulassungen. Auch die Preiserhöhungen bei Fahrzeugen
und die diversen Erhöhungen bei NoVA, CO2-Bepreisung usw. tragen zum
negativen Ergebnis bei. Fehlende Neuzulassungen spüren wir zeitlich versetzt
natürlich auch bei der Auslastung in unseren Werkstätten. Bei fallenden
Stückzahlen im Handel und bei Reparaturen wird es für Betriebe immer
schwieriger über die Runden zu kommen“, resümiert der Obmann des
Bundesgremiums des Fahrzeughandels in der Wirtschaftskammer Österreich, Klaus
Edelsbrunner.
Notwendig seien
daher eine Ausweitung der Unterstützungen für Unternehmer für Energiekosten.
Diese Förderungen müssten auch den Fahrzeughandel effektiv erreichen, so
Edelsbrunner, der auch die Herausforderungen des Fahrzeughandels bei der
Umstellung auf Agentursysteme, die noch immer nicht ausreichende Infrastruktur
und Implementierung einheitlicher Ladesysteme beim Umstieg auf die
Elektromobilität sowie die generelle mangelnde Unterstützung der politischen
Akteure für das Automobil und den Wirtschaftsstandort ansprach.
„Abschließend möchte ich betonen, dass die
individuelle motorisierende Mobilität nicht im Widerspruch zum Klimaschutz
steht, sondern dass vielmehr ambitionierte Ziele gemeinsam leichter erreicht
werden können“, schloss Edelsbrunner seine Ausführungen.